Das Löwchen
Das Löwchen, eine Spielart der Bichon-Gruppe, "Bichon petit chien-lion" genannt, als französisch-belgische Rasse geführt, weist eine typische Schur auf, die ihm das Aussehen eines Miniatur-Löwen gibt. Auch auf dem Titelbild des ältesten deutschsprachigen Hundebuches, von dem Schweizer Conrad Gesner um 1550 verfaßt, ist ein Löwchen abgebildet, und zwar in einer Schur, die dem Haarwuchs des Löwen sehr ähnlich sieht. Daraus kann man vielleicht erkennen, daß die Schur des Pudels von der des Löwchens übernommen worden ist.
Den Ursprung dieser Rasse kann man bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. In der damals erbauten Kathedrale von Amiens, über dem Grab des Hl. Firmin, findet man zwei Löwchen in Stein gehauen, die ebenfalls schon die typische Schur aufweisen. Auf den Gemälden von Breughel dem älteren, Goya, Teniers und vielen anderen, sind die Löwchen wiederholt dargestellt und somit für die Nachwelt verewigt.
Trotz der Beliebtheit in früher Zeit erging es auch dem Löwchen so, wie anderen kleinen Hunderassen: es geriet in Vergessenheit, da schon damals genau wie heute der Modetrend eine große Rolle spielte. Um die Jahrhundertwende waren sie sogar ganz verschwunden. Erst der Belgier De Coninck zeigte kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges wieder eine Reihe schöner Löwchen auf Ausstellungen. Wie er dazu kam, ist leider nicht überliefert. Man nimmt an, daß De Coninck später auswanderte und seine Löwchen mitnahm. Wieder wurde es lange Zeit sehr ruhig um diese Rasse, sie verschwand vollends von der Bildfläche.
Madame M. Bennert aus Brüssel gebührt nun das große Verdienst, den "petit lion" sozusagen von der Straße weg aus Überbleibseln der alten Rasse wieder erzüchtet zu haben und startete dadurch einen einmaligen Wiederaufbau.
Durch Wissen und Erfahrung ist es ihr gelungen, diese Bichon-Variante zu einem regelmäßigen Vertreter auf unseren Ausstellungen zu machen. In einer Rassebeschreibung jüngeren Datums kann man nachlesen, daß es im Jahr 1966 weltweit nicht mehr als etwa 40 Löwchen gab und davon etwa 10 in Deutschland. Zu dieser Zeit war Dr.vet. med. Hans Rickert aus Borken einziger deutscher Züchter.
Wer Gelegenheit hatte, Löwchen im Spiel in der Gruppe zu sehen, wird wohl feststellen können, daß solch ausdauernde Spaziergänger und begeisterte Autofahrer durch ihre Intelligenz, Kontaktfreudigkeit, Anschmiegsamkeit, besonders geeignet sind für unsere heutigen Wohnverhältnisse. Löwchen sind in der Regel leichter erziehbar als viele andere Rassen; sie sind lebhaft und trotzdem keine Kläffer was will man mehr.
In Westeuropa sind die Löwchen durch diese Eigenschaften wieder zu einem Begriff geworden, worüber wir uns sehr freuen, mitgetragen auch von ihrem entzückenden Aussehen. Diese kleinen, grazilen, schwerelos wirkenden Hunde müssen die typische Schur aufweisen, die der klassischen Schur des Pudels entspricht, wenn sie ausgestellt werden.
Bekannt wurde das Löwchen in den letzten Jahren durch die amerikanische Fernsehserie "Hart aber herzlich", wo das Löwchen "Friedward" allerdings als voll behaarter Wuschelhund ohne die typische Schur erscheint.
Bei einem quadratischen Gebäude soll die Schulterhöhe zwischen 25 bis 33 cm betragen. Durch solch unterschiedliche Größen ist eine Standardisierung des Gewichtes nicht möglich. Der Kopf ist kurz, breit und konvex. Die kleinen Ohren, mit schöner langer Befransung, schlicht, seitlich herabhängend, sind ziemlich weit hinten angesetzt, wodurch der Oberkopf breiter erscheint. Die Augen sind ausdrucksvoll, groß und rund, mit voller Lidrand-Pigmentierung. Der Fang soll kurz und gerade, weder abfallend noch zu breit sein. Der Nasenschwamm sollte schwarz, bei braunen oder beigen Löwchen kann er auch braun sein. Es wird ein gleichmäßiges Scherengebiß verlangt. Der Hals darf nicht zu kurz und nicht zu lang sein, jedoch kräftig und etwas gebogen. Das Gebäude ist fast quadratisch, kurz, mit gerader und fester Rückenlinie; der Brustkorb kräftig und tief. Die Rute mittellang, hochangesetzt, gebogen über dem Rücken getragen (nicht einfach hoch), mit schöner Quaste am letzten Rutendrittel. Die Läufe sollen schlank, gerade und muskulös und hinten gut gewinkelt sein. Die Pfoten sind klein und rund. Das Haarkleid hat Unterwolle, ist mittellang und gewellt, jedoch nicht gelockt, mit der vorschriftsmäßigen Schur. Alle Farben sind erlaubt.
Löwchen trotzen jedem Wetter, sind vollkommen unempfindlich und dazu noch menschenfreundlich. Wäre das nicht ein Hund für den noch Unentschlossenen? Aber bitte nicht anschaffen, weil das Löwchen selten ist und man damit angeben könnte. Solche Menschen sollten auf einen Hund ganz verzichten, egal welcher Rasse.
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