Der Malteser
Sowohl in der Literatur als auch in der Kunst gibt es konkrete Beweise für die frühe Existenz des Maltesers. Der Malteser, hier sind sich wohl alle Kynologen einig, gilt als einer der ältesten Zwerghunde. Für Hunderassen, die so früh entstanden sind, ist es fast unmöglich, bis an den Ursprung zurückzugehen, so daß ihr Entstehen nicht zurückzuverfolgen ist.
Seinen Namen verdankt er sehr wahrscheinlich einer Verwechslung. Die Insel Mljet vor der Dalmatischen Küste, welche im Altertum "Melitaea" hieß, dürfte der Rasse den Namen gebracht haben; daraus leitete sich dann irrtümlicherweise der Name "Malteser-Hündchen" ab.
Mit großer Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, daß die Mittelmeerinsel Malta als Ursprung des Maltesers gilt. Dies soll jedoch nicht heißen, daß die Rasse auf dieser kleinen Insel entstanden ist, sondern vielmehr, daß von dort das Interesse an dieser Rasse ausging. In der Zeit der Phönizier und Karthager gab es in vielen Teilen der Erde kleine Schoß- oder Damenhündchen, und einige davon wurden wahrscheinlich von Händlern nach Malta gebracht. Diese Hunde mögen wohl ursprünglich eine Funktion als Rattenfänger oder ähnliches gehabt haben, aber es scheint offensichtlich, daß sie zu dieser Zeit eher als Statussymbol als einem Zweck dienten. Um den Prestige-Gedanken zu erhalten, wurde die Rasse sorgfältig bewacht und Besitzer solcher Hunde gab es nur in der Oberschicht.
Über die Jahrhunderte hatte die Rasse verschiedene Namen: Malteser, Melitea, Melitei und Bichon. Letzterer gibt denen Recht, die behaupten, daß Malteser und Bichon frisé in Wirklichkeit nur 2 Linien einer einzigen Rasse darstellen.
Es ist einzigartig, daß das Haar keine Unterwolle bildet, dies deutet auf einen Ursprung in einem warmen Klima, wie das des Mittelmeeres und nicht einem kalten Klima wie Tibet oder China hin, daher erscheint es wahrscheinlich, daß sich die Rasse von West nach Ost ausgebreitet hat und nicht umgekehrt.
Kleine Hunde wurden von Händlern als Geschenke an einflußreiche Persönlichkeiten im Orient gegeben. Dies war die Fortsetzung einer alten Tradition in China und im Tibet, tauschten doch schon die Kaiser von China und die Dalai Lamas von Tibet Pekingesen und Lhasa Apsos bei besonderen Gelegenheiten. Der Malteser wurde zweifelsohne auf ähnliche Weise verwendet, und da man damals noch nicht unsere Reinzucht kannte, wurde der Malteser wahrscheinlich in alle orientalischen Rassen eingekreuzt. Dies würde das rezessive Weiß-Gen erklären, das heute in den orientalischen Rassen vorkommt.
Während der ersten Jahrhunderte seiner Existenz im Mittelmeerraum wurde der kleine Malteser(ähnliche) Hund Ägyptens sicherlich mit dem Spitz(ähnlichen) Hund Mitteleuropas gekreuzt. Dies hat wohl die Größe verändert, es erhöhte aber auch die Widerstandskraft. Die Kreuzung mit spitz-pomeranien-artigen Hunden in andere Kleinhunde war während eines gewissen Zeitraumes üblich. Die Kreuzung von Rassen bedingt einen Austausch von Erbanlagen. So wurde nicht nur die Farbe des Maltesers in die orientalischen Rassen und auch in den Spitz-Pomeranian eingekreuzt, sondern auch sicherlich deren Farben in den Malteser. Dies würde das Tan und Zitronengelb beim vormals weißen Malteser erklären und auch das Vorkommen von farbigen Maltesern in Europa zu Beginn des Jahrhunderts.
Der Malteser hatte gegenüber anderen Rassen einen Vorteil: Die Zucht war stets kontrolliert. Kreuzungen waren meist beabsichtigt und nicht zufällig. Durch die totale Isolation der Insel wurde der Malteser ständig ingezüchtet. Dies führte nach einer gewissen Zeit dazu, daß rasseuntypische Faktoren verschwanden. Das gab es für andere Rassen natürlich nicht. Die Festigung des Typs unterstützt die Malta-Theorie, denn selbst wenn der Malteser nicht ursprünglich von dort stammt, so wurde er dort doch rein erhalten.
Der Malteser ist ein kleiner, eleganter Zwerghund mit einem Gewicht zwischen 3 und 4 kg. Die Widerristhöhe liegt zwischen mindestens 19 und höchstens 26 cm Schulterhöhe. Insgesamt ist der Malteser deutlich länger als hoch. Die Ohren sind fast dreieckig und flach. Sie hängen seitlich an der Kopfpartie herunter. Die Fanglänge ist etwas kürzer als die Schädellänge. Er hat große, fast runde, dunkle Augen und die Lidränder und der Nasenschwamm sind schwarz. Vollzähliges Scheren- oder Zangengebiß sind vorgeschrieben. Der Nacken geht in eleganter Linie in den geraden Rücken über. Vorder- und Hinterläufe von vorn und hinten gesehen sind parallel und gerade. Ballen und Zehennägel sollen schwarz sein. Die Hinterhand ist gut gewinkelt und die Rute ist hoch angesetzt und wird im Bogen über dem Rücken getragen, so daß die Spitze den Rücken berührt. Das Haarkleid ist reinweiß (elfenbeinfarbige Schattierungen sind erlaubt, solange es keine deutlichen Abzeichen sind), bodenlang und von einer Textur wie schwere Seide. Das Haar ist glatt und schwer, ohne Locken; die Unterwolle fehlt.
Die tägliche Pflege des Maltesers ist für das Wohlbefinden des Hundes unerläßlich. Dazu gehört in erster Linie das Kämmen und Bürsten des Haarkleides. Mit einer guten Wildschweinborsten-Bürste werden die Haare täglich gepflegt. Dazu legt man den Hund am besten auf den Rücken und beginnt mit dem Bauchhaar.
Mit kurzen kräftigen Bürstenstrichen wird das Haar Lage für Lage durchgearbeitet. Besondere Beachtung legt man dabei auf die leicht zum Verfilzen neigenden Stellen zwischen den Vorder- und Hinterläufen und hinter den Ellenbögen. Auf der Seite liegend oder im Stand wird zuerst alles Haar nach oben und anschließend Lage für Lage nach unten gebürstet. Für den Kopf benötigt man einen Kamm. Nach dem Durchkämmen des Kopfhaares trennt man aus den äußeren Augenwinkeln das obere Kopfhaar heraus und bindet es zu einem Schopf. Zum Entfernen des Schmutzes aus dem Barthaar, verwendet man einen groben und anschließend einen feinen Kamm. Die Bewegung des Maltesers ist durch kurze schnelle Schrittfolgen charakterisiert, so daß der Eindruck entsteht, daß der Hund gleitet. Der Gang darf auf keinen Fall an den eines Pekingesen erinnern.
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