Der Schipperke
Der Schipperke ist die kleinste Variante aller bisher bekannten Schäferhunde. Der Name entstammt dem flämischen Wort "Schäperke", gleichbedeutend mit "kleiner Schäferhund". Der große belgische Kynologe Huge gibt ihm als Ahnen einen schwarzen Hund sehr alter Rasse, genannt Leuvenaar. Er sah in dieser Rasse den gemeinsamen Stammvater aller belgischen Schäferhunde. In Belgien entwickelte er sich zum populärsten Haushund.
Schon im 15. Jahrhundert schrieb der Mönch Wenzel in einer Chronik, es gäbe in Brügge kein Haus, in dem nicht ein kleiner schwarzer schwanzloser Hund säße. Um 1690 dann war der Schipperke der Favorit der Brüsseler Schuster, die regelmäßige Zusammenkünfte mit ihren Hunden auf dem Gronenplatz in Brüssel abhielten. Sozusagen Vorläufer unserer heutigen Ortsgruppenschauen. Sie wetteiferten in der Herstellung von kunstvollen Halsbändern. Es hieß damals, ein Schuster könne wohl ohne seine Frau ausgehen, niemals aber ohne seinen Hund.
Im frühen 19. Jahrhundert war der Schipperke der verbreiteste Haushund in Belgien. Am 21. Juli 1880 organisierten einige Jagdhundeliebhaber die zweite belgische Hundeschau. Einer ihrer führenden Männer, der Graf von Beauffort, richtete eine besondere Klasse zur Ehre des belgischen Nationalhundes ein, ausgeschrieben als "kurzhaariger Terrier"! Nicht ein einziger Schipperke wurde gemeldet. Die Vertreter der Zucht konnten sich nicht vorstellen, daß der Hausbegleiter der Handwerker und Arbeiter in die Ränge eines Showhundes aufsteigen könne. Wenig später wurde die nächste Ausstellung in Spa' organisiert und hier wurde der erste Schipperke gezeigt. Als Königin Marie Henriette von Belgien einen Schipperke erwarb, schien der Weg dieses kleinen Hundes geebnet. Das Jahr 1882 wurde zum Gründungsjahr des Soc. Saint Hubert. Bei Anlegung des ersten Zuchtbuches im Jahre 1885, Livre des Origines St. Hubert = L.O.S.H. war auch der Schipperke als reinrassig von Anfang an dabei, wiederum als kurzhaariger Terrier geführt.
Die Brüsseler riefen ihre Hunde zärtlich "Spitzke", wegen des spitzen Fanges, die Binnenschiffer "Schipperke". Durch die Verquickung beider Kosenamen und die Tatsache, daß der Schipperke bei uns nur durch die Binnenschiffer bekannt wurde, fälschlicherweise als "Schifferspitz" bis in unsere Tage bezeichnet, hat doch der Schipperke vom Wesen her keine Ähnlichkeit mit dem Spitz.
Schipperkes in früheren Zeiten vom Jäger zum Stöbern und als Gehilfe des Frettchens eingesetzt, haben diese Eigenschaft auch heute noch. Man kann mit einem Schipperke ohne besondere Vorbildung eine Schafherde dirigieren.
Während des 2. Weltkrieges gaben viele Züchter die Zucht auf und als nach dem Kriege der Pudel zum Modehund unserer Zeit wurde, fegte die Brandung der Pudelwelle die Rasse fast vollständig aus dem Sinn kynologisch interessierter Europäer. Dabei ist es eine Rasse für unsere Zeit, für die kleineren Wohnungen, wie für die einbruchgefährdeten Häuser. Der hervorstechendste Charakterzug eines Schipperkes auf alles aufpassen zu müssen, was seinem Herrn gehört, seine Klugheit, verbunden mit einer hingebungsvollen Anhänglichkeit, freundlich im Umgang mit Kindern, ein pflegeleichtes Fell und nicht zuletzt seine Sportlichkeit neben einer außerordentlich robusten Gesundheit machen ihn zum idealen Haushund. Und vergessen Sie nicht: wenn Sie einen Schipperke im Hause haben, können Sie getrost den Schlüssel wegwerfen. Diebe werden ihn als Teufel kennenlernen.
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